Autorin: Tanja Knob

Corona hat viele Prozesse beschleunigt. Stand noch vor einem Viertel Jahr das Thema Home-Office bei vielen Unternehmen auf der „Ausnahme-Liste“, so ist es mittlerweile für viele Branchen zum überlebensnotwendigen Mittel avanciert. So auch im Weiterbildungsbereich.

Wer unter den Anbietern schnell und flexibel war, stellte umgehend um auf „Digitales Lernen“. Und jene, die darüber hinaus didaktisch versiert sind, haben im besten Falle sämtliche Inhalte umgestellt auf einen Methoden-Mix, der es allen Beteiligten ermöglicht, die Aufmerksamkeitsspanne länger als über 1,5 Stunden hinaus aufrecht zu erhalten. Der Schlüssel zum effektiven digitalen Lernen: Noch mehr Angebot an Interaktion und Partizipation. Und eben nicht zu versuchen Präsenztrainings 1:1 in virtuelle Trainings zu übersetzen. Ein Beispiel:  Was im Präsenz-Unterricht o.k. ist – 15-20 min. Trainerinput ist im virtuellen Klassenzimmer ein absolutes „No-Go“. Hier sind Lehrkräfte mehr denn je gefordert, komplexe Inhalte in Häppchen zu strukturieren und neue Wege zu finden, diese kurzweilig zu vermitteln. Ob hierbei Flipcharts oder digitale Collaboration-Tools zum Einsatz kommen, ist zunächst sekundär. Viel wichtiger ist es, die Teilnehmer schnellstmöglich an das neue Setting zu gewöhnen, ihnen den Einstieg in die neue technische Umgebung zu erleichtern und darauf zu achten, dass sie sich wohlfühlen mit den neuen Spielregeln. Erst dann geht es darum, die avisierten Lernziele auf das neue Setting zu projezieren und kreativ zu werden bei der Umsetzung.

Nach über drei Monaten Umstellung auf virtuelle Klassenzimmer ist es erlaubt, eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen zum Für und Wider digitalen Lernens. Das Fazit sowohl auf Teilnehmer als auch auf Dozenten-Seite ist wenig überraschend: Digitales Lernen birgt jede Menge Chancen im Sinne von Fokus und dem Erlernen neuer Fähigkeiten bzw. Kompetenzen. Gleichzeitig ist es nicht frei von Nebenwirkungen wie zum Beispiel leichte Ermüdungserscheinungen, die sich nach der Intensität der letzten drei Monate schleichend bemerkbar machen. Kein Wunder. Denn bei aller geschickter und noch so ausgeklügelter Didaktik fehlt uns etwas, wenn wir einen persönlichen Austausch nur virtuell führen können. Offenbar macht es einen Unterschied für unser Gehirn, ob wir uns mit Menschen in einem realen oder in einem virtuellen Raum befinden, denn Gestik und Mimik sind nicht 100% erfassbar, und wir können unsere Sinne über den Monitor somit nur eingeschränkt einsetzen. Deshalb freuen wir uns alle sehr, wenn wir unter gewissen hygienischen und präventiven Auflagen wieder zurückkehren können zum Präsenztraining. 

Was wir in die Welt nach der Krise mitnehmen: Die beschleunigte Umstellung auf virtuelle Klassenzimmer und Zusammenarbeit hat uns eine immense Kompetenzerweiterung beschert. Zudem hat sie aufgezeigt, dass es sinnvolle und nützliche Alternativen gibt zu den ressourcenintensiven Geschäftsreisen. Deshalb werden digitales Lernen, Homeoffice und Teleworking in Zukunft gewiss ihren festen Platz in der neuen Arbeitswelt einnehmen. Nicht zuletzt, weil Unternehmen auf den Geschmack gekommen sind. Denn diese neue Form der virtuellen Zusammenarbeit spart nicht nur Zeit und Geld, sondern auch persönliche Ressourcen. Inwieweit sich daraus ein nachhaltiger Zugewinn an Lebensqualität entwickelt, der sich positiv auf unsere Arbeitsleistung auswirkt, wird sich zeigen. Bis dahin lernen wir einfach weiter…